Der uns heute aus der Medizin geläufige Begriff „Rheuma“ findet seinen Ursprung in der griechischen Sprache, wo „rheo“ so viel wie „ich fließe“ bedeutet. Schon im 5. Jahrhundert vor Christus prägte der griechische Gelehrte Empedokles den Begriff Rheuma für verschiedene Schmerzdämonen, die fließend den gesamten Körper in Mitleidenschaft zogen. Frei übersetzt bedeutet Rheuma „fließender, ziehender Schmerz“, was bereits die Erscheinungsform des Krankheitsbildes grob umschreibt.
Rheuma ist kein einzeln abzugrenzendes Krankheitsbild mit klar definierbaren Symptomen und Verläufen. Viel mehr sind heute mehr als 100 rheumatische Erkrankungen bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation fasst unter dem Überbegriff Rheuma all die Krankheiten zusammen, die den Bewegungsapparat betreffen, teilweise mitsamt der Organe, und sich häufig in starken, oftmals chronischen Schmerzen und Einschränkungen im Bewegungsablauf auswirken.
Für Rheuma gibt es keinen einzelnen pauschalen Auslöser. Die Ursachen für die jeweiligen Ausprägungen der Krankheit sind bis heute nicht abschließend erforscht. Rheumatische Erkrankungen können ein Leben lang in leichtem Verlauf bestehen bleiben oder vereinzelt lebensbedrohliche Formen annehmen. Dabei sind rheumatische Erkrankungen nicht altersgebunden. Rheuma kann also sowohl junge Erwachsene als auch ältere Menschen betreffen, auch Kinder können an Rheuma erkranken.
Weil sich Rheuma in derart verschiedenen Formen, Ausprägungen und Verläufen zeigen kann, sind Rheumatologen inzwischen dazu übergegangen, vier Hauptgruppen von Rheuma zu definieren, die sogenannten Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. In diesen einzelnen Gruppen sind Verlaufsformen und Symptome zumindest ähnlich, sodass Diagnose, Therapie und Prognose teilweise angepasst werden können.
Lassen sich Entzündungen nicht nur auf ein Gelenk oder mehrere Gelenkgruppen begrenzen, sondern betreffen den gesamten Körper, sprechen Mediziner von einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Die entzündlich-rheumatische Erkrankung kann sowohl die Gelenke und die gesamte Wirbelsäule als auch das Bindegewebe und die Gefäße betreffen. In schweren Fällen wirkt sich die Erkrankung auf lebenswichtige Organe wie z. B. Herz, Lunge und Niere aus, und zieht auch die Haut, die Blutbildung und das Nervensystem in Mitleidenschaft. Zu den häufigsten Krankheitsbildern von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zählen unter anderem die rheumatoide Arthritis und die Spondylitis ancylosans, auch Morbus Bechterew genannt. Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste chronische Gelenkentzündung und wird deshalb häufig synonym mit dem Begriff Rheuma verwendet.
Die degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen umfassen Schädigungen des Gelenkknorpels. Die Schädigungen können sowohl altersbedingter Natur sein als auch in Folge von Fehl- oder Überbelastungen sowie vorangegangener Erkrankungen, wie z. B. eines Knochenbruchs, entstehen. Die häufigste Form degenerativer Gelenkerkrankungen ist die Arthrose. Eine Arthrose kann z. B. den Knorpel folgender Gelenke betreffen: Knie, Hüfte, Schulter, Hand oder Finger. Bei Arthrose gibt es konservative und operative Methoden der Behandlung.
Zu den Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden zählen Erkrankungen, die außerhalb der Bewegungsorgane auftreffen. Zu den häufigsten Erscheinungsformen in dieser Gruppe gehört unter anderem die Gicht, die durch eine Störung im Harnsäurestoffwechsel verursacht wird und Gelenkentzündungen verursachen kann. Menschen mit Gicht sollten daher auf eine purinarme Ernährung achten, da beim Abbau von Purinen Harnsäure produziert wird. Eine purinarme Ernährung kann bei Gicht den Erkrankungsverlauf unter Umständen positiv beeinflussen. Gicht zeigt sich meist durch Symptome wie Rötungen und Schwellungen, die mit Schmerzen in den Gelenken einhergehen.
Als Weichteilrheumatismus werden Erkrankungen bezeichnet, die die Weichteile, also z. B. Sehnen, Muskeln und Gewebe, betreffen. Diese Form rheumatischer Erkrankungen ist in der Regel nicht entzündlich, und wird häufig vorübergehend durch Auslöser wie Überlastung beim Sport, Verdrehen der Schulter oder des Armes bzw. durch Fehlhaltungen hervorgerufen.
Sabrina Mandel